Bernhard Herschel wurde am 23. Dezember 1837 zu Emmerich am Niederrhein geboren. Er war der jüngste Sohn des aus Amersfoort (Niederlande) stammenden jüdischen Kaufmanns Simon Jesaias Herschel (1790 bis 1880) und der Minna geb. Moses (gestorben 1860). Die 1860 erfolgte Heirat seiner Schwester Zinobia Herschel (1836 – 1868) mit dem Großkaufmann Henri Eduard Enthofen (1831 – 1905) aus s’ Gravenhage (Niederlande) sollte auch für Bernhard Herschel zukunftsweisend werden. Denn er und Schwager Enthoven wurden Teilhaber der Tabakgroßhandlung Herschel, Enthoven & Co. mit Sitz in Amsterdam.
Bereits 1865 eröffnete die Firma ein Kontor durch Bernhard Herschel in der im internationalen Tabakgeschäft traditionell bedeutenden Handels- und Binnenhafenstadt Mannheim. Mit dem Erwerb des Bürgerrechts wurde er badischer Staatsangehöriger und somit Inländer. Durch die Eheschließung am 16. September 1865 integrierte und positionierte sich Herschel auch familiär und gesellschaftlich. Seine Frau Karoline geb. Aberle (1844 – 1904) gehörte durch die renommierte Kunst- und Möbelhandlung Aberle einer kapitalkräftigen, durch frühe Aktivitäten im politischen und kulturellen Leben sowie im Vorstand der jüdischen Gemeinde sozial hoch geachteten Alt-
Mannheimer Familie an.
Die Geschäftsbeziehungen dehnte das junge Unternehmen zusätzlich auf Österreich-Ungarn aus. Der Firmensitz befand sich seit 1872 in dem damals von Herschel erworbenen stattlichen Anwesen B1, 5 an der Breiten Straße. Wie andere führende Großkaufleute engagierte man sich schließlich in dem nach der Reichsgründung 1871 aufstrebenden und zukunftsträchtigen Bankwesen. Herschel gehörte mindestens seit 1880 dem Aufsichtsrat der Deutschen Union-Bank an mit zeitweiligem Sitz in C4, 9. Nur nach außen hin nahm sich Herschel Ende der 1880er Jahre in seinen wirtschaftlichen Aktivitäten zurück, weil mit seinen beiden angeheirateten Neffen, Tabakgroßkaufmann Robert Hirschhorn (Mannheim) und Bankier Sigmund Alsberg (Amsterdam) bereits die zweite Generation in den Vordergrund treten konnte.
Als einstiger Mitinitiator des Nationalliberalen Vereins Mannheim (1869) wurde der hoch geachtete Kaufmann – so bezeichnete er sich stets – durch das Vertrauen seiner Mitbürger 1887 in den Bürgerausschuss und durch diesen in den Stadtrat gewählt. Diesem Gremium gehörte er dann ununterbrochen bis zu seinem Ableben an. Weitblick und abwägendes Urteil verliehen diesem welterfahrenen Mann Autorität in allen städtischen Finanzfragen. Daher delegierte man ihn u. a. in die Sparkassenkommission und Kommission für das Gas- und Wasserwerk. Sein kulturelles und soziales Verständnis stellte er z. B. als Mitglied der Theaterkommission und des Stiftungsrates des Wespinstiftes unter Beweis.
Äußere Anerkennung blieb nicht aus. So erhielt Herschel 1892 den Zähringer Löwenorden 2. Klasse, später die erste Klasse und schließlich 1905 den Titel eines Kommerzienrats.
Den Eheleuten Bernhard und Caroline Herschel bildete die Verschönerung der Stadt ein spezielles Anliegen. Anläßlich ihrer Silbernen Hochzeit stifteten sie 1890 die beiden Herschelbrunnen im Schlosshof. Sie versinnbildlichen die beiden für Mannheim so wichtigen Schifffahrtswege Rhein und Neckar. Danach verfügten sie testamentarisch 200.000 Goldmark für die Verschönerung des Bahnhofs – bzw. des Friedrichsplatzes. Im Rahmen seiner “Stiftungspolitik” bewog Oberbürgermeister Otto Beck (1846 – 1908) seinen langjährigen verdienten Mitstreiter und Freund diesen Betrag auf 500.000 Goldmark zu erhöhen und für den Bau eines von allen Bevölkerungskreisen dringend gewünschten zentral gelegenen städtischen Hallenbades zu bestimmen. Als Testamentsvollstrecker setzte er am 9. April 1905 den bedeutenden Juristen und Anwalt Max Hachenburg (1860 – 1951) ein.
Bernhard Herschel starb bereits am 20. Oktober 1905 unter Hinterlassung seiner verheirateten Adoptivtochter Julia Buisson geb. Herschel. Sein Grab ist auf dem jüdischen Friedhof erhalten. Die Erinnerung in der Stadt halten das bestimmungsgemäß nach ihm benannte Herschelbad in U3 lebendig, wie auch seit 2004 der Herschelplatz in U2.
Mannheim 18.02.2005, Friedrich Teutsch